🕊 Wenn wir loslassen müssen
- Nicole
- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit

Gerade begleite ich meine Mama auf ihrem letzten Weg. Es ist eine stille, fordernde und zugleich zutiefst berührende Zeit. Eine Zeit, in der ich vieles neu begreife – über das Leben, über den Tod und über das Loslassen.
Ich spüre, wie intensiv dieser Abschied ist, da ich auch ihren gesamten Hausstand auflöse. Und ich erlebe, wie heilsam es sein kann, Ordnung zu schaffen – nicht nur im Außen, sondern auch in meinem Inneren.
Ordnung schaffen, wenn alles ins Wanken gerät
Inmitten all der Emotionen – Trauer, Hilflosigkeit, Liebe – habe ich begonnen, kleine Dinge im Zuhause meiner Mama zu ordnen. Ich öffne Schubladen, blättere durch alte Fotoalben, halte Erinnerungen in den Händen. Was vielleicht wie einfaches "Aufräumen" wirkt, ist in Wahrheit viel mehr: Es ist ein stilles Sortieren meiner Gedanken und Gefühle.
Indem ich bewusst Dinge in die Hand nehme – ein altes Foto, einen Brief, ein Kleidungsstück – klärt sich auch etwas in mir. Ich darf dabei weinen. Ich darf lächeln. Ich darf loslassen. Stück für Stück.
In diesen Momenten begreife ich: Ordnung im Außen schafft Raum im Inneren. Und genau das gibt mir Halt in einer Zeit, in der so vieles ins Wanken gerät.
Was mir hilft, loszulassen
Es gibt keinen richtigen oder perfekten Weg durch einen Abschied. Aber ich habe für mich ein paar Dinge entdeckt, die mir helfen, den Schmerz zu tragen – und gleichzeitig Raum zu schaffen für das, was bleiben darf:
Gefühle zulassen
Ich lerne, meine Trauer nicht zu verdrängen. Auch nicht Wut, Erschöpfung oder Hilflosigkeit. Alles darf da sein. Alles will gefühlt werden.
Erinnerungen im Herzen behalten
Beim Durchgehen von Gegenständen tauchen Geschichten auf. Ich schreibe manche davon auf. Oder erzähle sie weiter. So bekommen sie einen Platz.
Loslassen in Liebe
Ich übe mich darin, nicht festzuhalten. Nicht zu kämpfen. Sondern zu vertrauen, dass auch der Abschied ein Teil des Lebens ist – so schmerzhaft er auch ist. Und dass Liebe nicht endet, wenn ein Mensch geht.
Ich möchte kein physisches Museum an Erinnerungen behalten, die mir die Luft zum Atmen nehmen, sondern darf die Dinge weitergeben. So machen sie anderen Menschen eine Freude. In meinem Herzen ist genug Platz für all die schönen Erinnerungen.
Rituale finden
Eine Kerze. Ein Gebet. Ein Spaziergang. Kleine Rituale schenken mir Struktur – und Verbindung zu dem, was trägt.
👉Ich schreibe das, weil ich glaube: Wir brauchen mehr Räume für ehrliche Abschiede. Du bist nicht allein, wenn du jemanden loslassen musst. Du darfst traurig sein. Und vielleicht findest du – so wie ich – mitten im Abschied einen neuen Zugang zu dir selbst.
Denn manchmal beginnt Heilung dort, wo wir loslassen. Und wo wir in der Stille das Leben neu begreifen.
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